Nun, ich habe wirklich versucht einen normalen Beitrag über die Lesung auf der Kinderweihnacht zu verfassen! Tja, aber leider hockt da ein ganz bestimmtes Nicht-Einhorn auf der Couch, knuspert Kandiszucker in sich hinein, und glotzt mir über die Schulter… Unglücklicherweise gehts mir genau wie Andie, und ich weiß ziemlich genau was er denkt, ohne dass er nur ein Wort sagen muss! Na ja, lest selbst…
„„Die Kinderweihnacht in Prichsenstadt war ein voller Erfolg, und vor allem die Lesung, die… Was?“
„Ich habe nichts gesagt“
„Diese tiefe Falte unter Deinem Horn sagt genug.“
„Aha.“
„Meinetwegen. Aber wenn du schmollen willst, mach das bitte schweigend, ja? Ich würde nämlich hier gerne einen Beitrag schreiben. Wenn du nichts dagegen hast.“
„Tu was dir Spaß macht.“
„Fein. So. Wo waren wir? Ach ja: Die Kinderweihnacht war ein voller Erfolg und vor allem die Lesung, die um 17 Uhr im Keller des Winzerhofs Kessler stattgefunden hat. Der ganze Keller war… WAS???“
„Ich dachte ich soll schweigend schmollen?“
„Schnauben und halbzerkaute Zuckerstückchen über den Teppich verteilen ist NICHT schweigen!“
„Da sind wir beide aber unterschiedlicher Meinung.“
„Das heißt, du hast außer Schnauben und Schmollen noch immer nichts gehaltvolles beizutragen?“
„Exakt.“
[Seufzt. Setzt sich wieder an den Text] „… Der ganze Keller war voller Eltern und Kinder die gekommen waren, nur um Alf Antoni bei seiner ersten Lesung zu lauschen, und…“ Hast Du da eben gerade gelacht?“
„Ach was lachen. Das war nur ein Niesen. Da sagt man übrigens „Gesundheit“.“
„Und dieses Gegrinse?“
„Kein Gegrinse. Mir juckt nur die Nase. Von all dem Kandiszuckerstaub. Aber… kannst Du nochmal die Stelle lesen mit „Der ganze Keller war voller Eltern und Kinder die gekommen waren, nur um Alf Antoni bei seiner ersten Lesung zu lauschen…““
„Noch ein Niesen?“
„Natürlich“
„Und die Nase juckt noch immer.“
„Oh, du glaubst nicht wie sehr.“
„Na schön, die sind vielleicht nicht ALLE wegen mir gekommen, aber… Jetzt spar dir schon dieses dämliche Pferdegrinsen!“
„Vielleicht fällt mir das leichter, wenn du schreibst, wie es WIRKLICH war.“
„Der Keller war voll mit Kindern und Eltern!“
„Die alle Weihnachtskarten basteln wollten.“
„Ein paar waren da, die zuhören wollten!“
„Ein Papa mit zwei Jungs.“
„Und was ist mit dem kleinen Mädchen auf der Bank? Ganz gespannt hat die geguckt!“
„Bis sich eine dieser Mamas vor ihr breit gemacht und ihr die Sicht genommen hat.“
„Na ja, die wollte eben sehen, was ihr Nachwuchs so bastelt.“
„Aha. Und dazu muss man dann in einer Tour flüstern?“
„Na ja, das sind halt Kinder! Die brauchen…“
„Ich rede nicht von Kindergeflüster! Ich rede vom Erwachsenengetuschel!“
„Aber…“
„In einer Tour! Auf einer Lesung!“
„Es ist halt…“
„Hätte ICH da Lesung gehalten, ich hätte denen ein paar saftige Äpfel auf den Kopf gepflanzt, das sag ich Dir.“
„Die Bastelveranstalterin hat eben…“
„Die war die Lauteste! Und hätte den dicksten Apfel kassiert!“
„Na schön. Die 17 Uhr Lesung war… nicht ganz ideal. Darf ich das so schreiben?“
„Das ist so, als würdest Du schreiben, dass die Außentemperaturen… nicht ganz frühlingshaft waren. Ein zweites Mal wird mich da jedenfalls nichts und niemand hinlocken. Auch keine ganze Wagenladung Weihnachtsgebäck.“
„Und wenn es so wird, wie die Lesung um 19 Uhr?“
[Vergräbt schweigend seine Nicht-Einhorn-Nase in der Kandiszuckertüte.]
„Wie jetzt? Dazu fällt dir nichts ein? Ich weiß genau, dass dir das gefallen hat! Wie gespannt die alle zugehört haben!“
„Jaja.“
„Und Saschas Tochter! Sie hat extra gewartet, dass sie BEIDE Lesungen hören konnte, obwohl die erste nicht gerade ideal war!“
„Jajaja.“
„Und das Mädchen, das ein Buch gekauft hat!“
„Jajajajaja!“
„Wegen der Szene, die ich vorgelesen habe, die Szene mit DIR!“
„Bist du bald fertig?“
„Du wirst verlegen, oder?“
„Hrmpf.“
„Ich sehe doch, wie rot deine Nase wird!“
„Wehe du wagst es das irgendwo aufzuschreiben!“
„Oh, und bevor sie das Buch gekauft hat… Hast du gehört, was sie da zu ihrer kleinen Schwester gesagt hat? „Dann kann ich dir zu Hause weiter daraus vorlesen!““
„Ganz wundervoll.“
„Was ist denn mit deiner Stimme? Hast du etwa einen Kloß im Hals? Und gleich wirst du mir erzählen, dass du was im Auge hast, stimmts?“
„Musst du hier nicht einen Beitrag fertig schreiben? Ich… ich muss mir noch einen Sack Kandiszucker holen! Der hier ist schon fast leer und…“ [Gallopiert wiehernd aus dem Wohnzimmer hinaus ins Freie]
„Tja. Zumindest kann ich jetzt in Ruhe weiterschreiben. Dann wollen wir mal:
Diese Stimmung während der letzten Lesung um 19 Uhr war einfach zauberhaft. Eine Handvoll Kinder mit ihren Eltern kommen vorsichtig in den Keller geschlendert, weil sie etwas von einer Lesung gehört haben. Ein bisschen schüchtern setzen sich alle hin, gucken mich neugierig an. Ich erzähle ein bisschen was von Andie und Pinkie und dem Allmöglichen. Alle hören mir ganz gespannt zu. Dann fange ich an zu lesen. Es ist ganz wundervoll! Als wäre die Tür zum Allmöglichen einen Spalt aufgegangen, und hätte einen Hauch von seinem Zauber in den Keller des Winzerhofs geatmet! Danach sieht alles ein bisschen… bunter und wärmer aus! Manche gucken ein bisschen ehrfürchtig, aber alle haben sie ein kleines Lächeln auf den Lippen. Und wieder hat sich gezeigt: Die Welt ist voller Farben und freundlicher Gesichter, man muss nur richtig hinsehen! Alleine diese Erfahrung war die Reise nach Prichsenstadt wert. Und ich weiß, dass mich auch ein ganz bestimmtes Nicht-Einhorn wieder begleiten würde – egal wie sehr es jetzt auch frotzelt.